Unsere Arbeit wird zunehmend komplexer, interdisziplinärer und internationaler. Parallel entwickelt sich die Gesellschaft von einer Industrie- zu einer Wissensgesellschaft. Mit New Work wird ein Wertewandel in der Gestaltung seiner eigenen Freiheit von Arbeit verstanden. Der Begriff geht auf den Philosophen Frithjof Bergmann (geb. 1930) zurück. Mit 19 Jahren veröffentlichte er einen Aufsatz als Schüler zu „Die Welt, die wir wollen“, in dem er die ersten Gedanken einer durch Freiheit und Flexibilität geprägten Welt äußerte. Damals äußerte er sich kritisch gegenüber der Art und Weise des Lehrens und Lernens in der Schule (siehe Interview).
 

Automatisierung und Nachhaltigkeit

Später wurde Bergmann der Gründer der New Work-Philosophie. So gründete er 1984 ein Zentrum für Neue Arbeit in Michigan.
Bergmann definiert dabei die Freiheit von Arbeit nicht als Freiheit bei der Auswahl von Alternativen, sondern geht einen entscheidenden Schritt weiter:

1. Automatisierung
Durch die zunehmende Automatisierung soll die reine Erwerbstätigkeit gekürzt werden.

2. Produktion
Maschinen, z.B. 3D-Drucker, sollen die Eigenproduktion von materiellen Gütern übernehmen.

3. Nachhaltigkeit und Identifikation
Die Menschen sollen überlegen, „was sie wirklich, wirklich wollen“. Die Arbeit soll mit den eigenen Wünschen und Werten übereinstimmen.

Werte bestimmen die Arbeitswelt

Die Digitalisierung, Globalisierung und Vernetzung zwischen Menschen und Maschinen bilden die Infrastruktur, damit die Thesen von Bergmann umgesetzt werden können. Bisherige Arbeitsstrukturen werden in Frage gestellt. Durch einen Wertewandel bzw. eine Werteentwicklung werden auch zunehmend Flexibilisierung von Arbeitskonzepten und –weisen von Unternehmen gefordert. So gehen die Freiräume für die persönliche Entwicklung einher mit den Aufgaben in der Berufswelt. Die individuellen Interessen, Werte und Überzeugungen stehen somit im Einklang mit der Arbeit, mit dem Beruf. Dabei vermischen sich zunehmend die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben. Wichtig ist, dass jeder für sich die Arbeitsweise findet, die zu einem passt und diese Work-Life-Balance ermöglicht. Der Freiraum der Unternehmenskultur ist der entscheidende Faktor, um New Work zu ermöglichen. Dieses ist die aktuelle Herausforderung an die Führung von Unternehmen und für das Human Resource Management.
 

T-Systems Multimedia Solutions – ein guter Ort für New Work

Wie eine Unternehmenskultur schon die neuen Aspekte von New Work verinnerlicht hat, können wir am besten durch einen Blick in die Möglichkeiten der Flexibilisierung und der Freiheit der Arbeit gewinnen. Im Interview erklären Ulf Kossol, Leiter Social Business Technology, und Steffen Mörbe, Leiter People and Resources, von T-Systems Multimedia Solutions, wie New Work-Ansätze im Unternehmen und im Arbeitsalltag angewendet werden.


New Work ist in der Organisation und im Personalmanagement ein neuer Trend. Welche Treiber und Rahmenbedingungen (gesellschaftlich, technologisch, geschäftsmodellspezifisch) sehen Sie für die Entwicklung in Richtung Arbeiten 4.0 / New Work?

  • Ulf Kossol: „Unser Geschäftsmodell ist durch ständige Innovationen und Agilität geprägt. Da passt das Konzept von New Work ideal dazu. Wir wollen mit Fachkräften und Talenten gemeinsam gestalten. Ich selbst sehe mich dabei mehr als Coach und Begleiter meines Teams als ein Vorgesetzter.“
  • Steffen Mörbe ergänzt: „Für uns als Unternehmen sowie für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Flexibilität, Offenheit und Transparenz ganz wichtige Unternehmenswerte. Diese Maxime finden sich gerade in der individuellen Arbeitswelt wieder. So gibt es bei uns seit langen eine flexible Vertrauensarbeitszeit und keine starre Kernarbeitszeit. Alle Mitarbeiter nutzen Mobile Working, dass wir im Rahmen einer Betriebsvereinbarung mit unserem Betriebsrat vereinbart haben. So bilden wir die Freiheit des Arbeitens von New Work bei uns ab.“

 
Was bedeutet konkret New Work in der Organisation und Führung bei T-Systems Multimedia Solutions?

  • Steffen Mörbe: „Freiheiten und Freiräume zu ermöglichen ist das eine. Wichtig für uns ist, dass für die knapp 100 Führungskräfte die Bedeutung von New Work für den Erfolg bei Projekten für unsere Kunden klar ist. So haben wir im letzten Jahr eine Leadership Academy entwickelt, in der wir unsere bisherigen Angebote für Führungskräfte gebündelt und weitere Angebote wie z.B. zu Stärkenfokussierter Führung oder Agilem Arbeiten ergänzt haben. Damit ermöglichen wir unseren Führungskräften eine persönliche Weiterbildung, um den gestiegenen Marktanforderungen gut aufgestellt zu begegnen. Darüber hinaus experimentieren wir auch mit neuen Organisationsformen, wie z.B. selbstgesteuerten Teams, um die passenden Modelle für uns zu finden. “
  • Wie dies konkret aussehen kann, verdeutlicht Ulf Kossol: „Für mich steht immer die Mitarbeiterin bzw. der Mitarbeiter im Fokus. Jede Kollegin, jeder Kollege kann sich bei mir im Team frei entwickeln. Das bedeutet auch ein eigenes Verantwortungsbewusstsein beim Mitarbeiter. Themen, Technologien und Skills werden in meinem Team durch Coaches betreut, die als eine Art Facilitator wirken (Erfahrungsbericht zum Coach-Konzept). So findet Wissensmanagement und fachliche Weiterbildung selbst innerhalb der Projektgruppen statt. Für uns im Team sind auch Barcamps eine gute Form für den Austausch. Wir leben den offenen Austausch und genau dieser ist für uns alle wichtig.“

Welchen Einfluss hat Arbeiten 4.0 und New Work auf die Gestaltung von Gebäuden und Innenarchitektur?

  • Ulf Kossol: „Wir haben bei der MMS viele Büroräume, die ganz verschiedene Arbeitssituationen unterstützen. So kann jemand in einem stillen Raum sitzen, um ungestört zu arbeiten oder Teamsitzungen finden in einer farbenfrohen Lounge-Atmosphäre statt. Es gibt nicht denkonkreten Arbeitsplatz für die Kollegin bzw. den Kollegen. Wir leben hier eine höchst mögliche Flexibilität, so findet jeder den idealen Platz für die jeweilige Aufgabe. Ich entscheide mich z.B. oft für Homeoffice, um ungestört und konzentriert zu arbeiten.“
  
Die moderne Arbeitswelt der T-Systems Multimedia Solutions

Wenn wir die Flexibilisierung von Arbeitswelten weiterdenken, dann können vielleicht Coworking-Spaces zukünftig Bereiche von Unternehmen ergänzen oder auflösen?

  • Steffen Mörbe: „Das ist sicherlich möglich. Unternehmen wie Hootsuite haben heute schon kein zentrales Office. Das Arbeiten und das Entwickeln von Software findet hier schon weltweit sehr flexibel statt. Für Entwicklungen im Sinne von „follow the sun“ muss ein Unternehmen, die Freiheit nicht nur erlauben, sondern diese ist Kern des Geschäftsmodells. Jedes Team in unserem Unternehmen muss für sich überlegen, welche Organisationsform die beste für die Mitarbeiter und die Aufgabenerfüllung ist.“

Wie unterstützt die Digitalisierung die alltägliche Arbeit und die Freiheit des Arbeitens?

  • Ulf Kossol: „Wir haben seit 2007 ein Social Intranet. Wichtig ist, dass sämtliche Plattformen und Tools bei uns DSGVO-konform sind. Das zeichnet uns aus. So verwenden wir beispielsweise Skype for Business oder Rocket Chat für Devops-Abstimmungen. Alle Mitarbeiter bei uns nutzen Staffbase für die interne Kommunikation untereinander.“
  • Steffen Mörbe ergänzt: „Am Beispiel von Staffbase kann man gut sehen, wie wir die persönliche Arbeits- und Karriereentwicklung unterstützen. Die Idee für Staffbase ist während der Projektarbeit bei der MMS entstanden und ein Mitarbeiter hat hieraus das Produkt entwickelt und sich selbständig gemacht. Heute nutzen wir gerne Staffbase und unser ehemaliger Mitarbeiter ist Partner und Lieferant der T-Systems Multimedia Solutions.“

Bleiben wir bei Digitalisierung. Wie könnte ein Smart Building aussehen, um optimal auf die Bedarfe von Arbeiten 4.0 / New Work einzugehen?

  • Steffen Mörbe: „So viel mehr Technik benötigen wir nicht unbedingt. Für jegliche Gebäudeplanung liegt aus meiner Sicht der Ausgangspunkt bei einer Veränderung von Aufgaben, Teams und der Organisation von Unternehmen. Demzufolge bin ich schon heute gespannt, wie flexibel zukünftig Gebäude und Räume gestaltet werden können.“
  • Ulf Kossol fokussiert mehr auf die technische Dimension: „Ich erwarte, dass Räume automatisch die Teilnehmer und die Art der Aufgaben erkennen und entsprechend die optimalen Raumbedingungen herstellen. So können beispielsweise für ein Meeting die relevanten Dokumente automatisch elektronisch bereitgestellt werden. Auch kann bei einer Diskussion mit mehreren Personen automatisch die Dokumente bzw. der Screen der jeweiligen Person gezeigt bzw. geteilt werden.“

Zum Abschluss noch eine persönliche Frage. Wie sieht Ihr persönlicher Wunscharbeitsplatz in 10 Jahren aus?

  • Ulf Kossol: „So viel wird sich ändern. Mein Lebensmittelpunkt wird Dresden sein. Ein spannendes Projekt wäre für mich, bei der Digitalisierung der Bundeswehr zu unterstützen. Persönlich wünsche ich mir ein Lebensarbeitszeitkonto, bei dem ich heute mehr oder auch weniger einzahlen kann.“
  • Steffen Mörbe sieht es ähnlich: „Lebensarbeitszeitkonto ist ein gutes Stichwort. Ein solches Modell wäre genau im Sinne von New Work. Mein Arbeitsplatz ist schon heute bezüglich Aufgaben, Ort und Zeit flexibel. Ich bin eher gespannt, wie wir zukünftig gemeinsam mit unseren Partnern, Lieferanten und Kunden die Freiheit des Arbeitens gestalten.“

Zusammenarbeit digital gedacht
> Interview mit Ulf Kossol