Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) ist da – und nun? Krankenhäuser bekommen im Rahmen des Gesetzes 4,2 Milliarden Euro für die Digitalisierung, für eine verbesserte IT-Sicherheit und die Erstellung moderner Notfallkonzepte bereitgestellt. Sie erhalten damit die finanziellen Mittel, um die Versorgung der Patienten zu verbessern und für eine erhöhte Datensicherheit zu sorgen.

„Zweck des Krankenhauszukunftsfonds ist die […] Förderung notwendiger Investitionen in Krankenhäusern in die digitale Infrastruktur zur Förderung der internen, innersektoralen und sektorenübergreifenden Versorgung von Patientinnen und Patienten, insbesondere, um die Ablauforganisation, Dokumentation und Kommunikation zu digitalisieren.“

Auszug aus dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG)

Als ein zentrales Element für die Umsetzung dieser Ziele etabliert sich in Krankenhäusern das sogenannte Patientenportal. Dieses Portal unterstützt unter anderem das Behandlungsmanagement, das Aufnahmemanagement und die elektronische Dokumentation von Pflege- und Behandlungsleistungen. Mit dem Portal erfolgt eine höhere Vernetzung innerhalb des Gesundheitswesens und eine Verbesserung der Patientenversorgung.

Wie Patientenportale ihren Beitrag leisten, um Kliniken zukunftssicher zu gestalten, zeigen wir Ihnen anhand zweier Fallbeispiele von früher und heute.

Die (digitale) Infrastruktur in der Klinik – früher vs. heute

Stellen wir uns zunächst den Alltag eines Krankenhauses vor 20 Jahren vor. Hier arbeitet Hans-Jürgen Grupe als Case Manager und ist persönlicher Ansprechpartner für die Patientinnen und Patienten. Zu seinen Aufgaben zählen:

  • Ansprechpartner zu administrativen und organisatorischen Fragen
  • Organisation des Krankenhausaufenthalts von der Einweisung bis zur Entlassung
  • Planung der stationären Aufnahme
  • Planung der Untersuchungs- und Operationstermine in Abstimmung mit Ärztinnen und Ärzten
  • Information der Patientinnen und Patienten sowie der Angehörigen über die Abläufe
  • Koordination von Diagnostik, Therapie und Pflege

Die gleichen Tätigkeiten übernimmt auch Lena Dölle im Jahr 2021. In ihrer Klinik ist im Gegensatz zu Herrn Grupes ein Patientenportal vorhanden, das viele Informationen und Arbeitsabläufe digitalisiert. Wie unterschiedlich gestaltet sich die Arbeit für diese beiden Mitarbeitenden?

Patientenaufnahme – eine bessere Ablauforganisation mit dem KHZG-Patientenportal

Wie nahm ein Krankenhaus vor 20 Jahren seine Patienten auf? Schauen wir einmal Herrn Grupe über die Schulter: Er stimmt sich gerade mit einer Patientin vor dem Krankenhausaufenthalt darüber ab, welcher Termin für eine geplante Operation realisiert werden kann und koordiniert den Eingriff innerhalb des Krankenhauses. Am Tag des Eingriffs kommt die Patientin geplant ins Krankenhaus. Nun folgt das Ausfüllen von Formularen zur Aufnahme und Herr Grupe prüft die mitgebrachten Behandlungsunterlagen sowie den Überweisungsschein, den die Patientin mitgebracht hat.

Im Krankenhaus muss sich die Patientin eigenständig im Gebäude zurechtfinden. Dabei helfen Wegweiser und Markierungen oder sie lässt sich von Herrn Grupe oder anderen Krankenhausmitarbeiterinnen und -mitarbeitern den Weg erläutern.

20 Jahre später haben sich die Abläufe im Krankenhaus sowohl für die Patientin als auch für die Case Managerin Frau Dölle durch den Einsatz eines Patientenportals verändert. So ist eine „vorgeplante“ Einweisung möglich und sowohl das Terminmanagement als auch das Überweisungsmanagement erfolgt direkt im Patientenportal, sodass die Patientin keine Papierunterlagen zum Eingriff mitbringen muss. Die Online-Überweisungsscheine sowie die hochgeladenen Behandlungsunterlagen sind bereits im Portal hinterlegt.

Screenshot Terminauswahl

Die Patientin checkt am Tag der Operation im Online Check-In Terminal ein. Die digitale Eigenanamnese hat sie bereits durchgeführt, fühlt sich gut vorbereitet und sicher, da alle Unterlagen im Portal gespeichert sind. Kein wichtiges Dokument wird in der Aufregung vor dem Eingriff zu Hause vergessen und sie profitiert sogar vor Ort von einer Zeitersparnis. An ihre Case Managerin sowie die Pflegekräfte hat sie kaum Rückfragen.

Wichtig zu wissen: Wenn Sie ein Patientenportal in Ihrer Klinik einführen möchten, steht eine Strategie an erster Stelle. In dieser muss beispielsweise der Unterschied zwischen Elektronischer Patientenakte (ePA) und Patientenportal klar geregelt sein. Legen Sie strategisch fest, welche Informationen in der ePA gespeichert werden und welche im Patientenportal. Auch der Umgang mit Daten nach dem Krankenhausaufenthalt, wenn der Patient die Klinik verlassen hat, muss in der Strategie geregelt werden.


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Digitalisierung der Dokumentation und Kommunikation im Patientenportal

Wie veränderte sich der Umgang mit Behandlungsverträgen und die Patientenaufklärung von früher zu heute? Vor 20 Jahren muss sich die Patientin ihre Ansprechpartner im Krankenhaus mündlich erfragen oder erhält eine Reihe Unterlagen, auf denen die Kontaktpersonen notiert sind. Die Patientenaufklärung erfolgt direkt vor Ort, was zur Folge hat, dass die Fülle der Informationen in der Regel sehr hoch ist. In der Aufregung vor dem Eingriff versucht die Patientin inhaltlich der Aufklärung zu folgen, hat aber kaum Zeit sich mit den Informationen auseinanderzusetzen. Sie füllt die Dokumente in Papierform aus und auf der Station wird spontan geschaut, welches Zimmer frei ist.

Seit Patientenportale eingeführt worden sind, hat sich der Aufenthalt in einem Krankenhaus stark gewandelt. Vor allem das Informationsmanagement ist stark in den Mittelpunkt gerückt. Was bedeutet dies für die Betreuung der Patienten?

Das Patientenportal gibt Auskunft zu Ansprechpartnern und Wegen, wodurch der Aufenthalt im Krankenhaus für Patienten deutlich einfacher und entspannter wird. Vor der Einführung des Patientenportals waren Dokumente in Papierform sowie die Aufklärung der Patienten vor Ort Standard und unverzichtbar. Inzwischen zeigt sich, dass vieles auch digital geht:

  • Digitale Einsicht in Behandlungsverträge
  • Digitale Patientenaufklärung
  • Digitale Bereitstellung von Behandlungsinformationen
  • Freigabe von Informationen aus der ePA
  • Einsicht in Termine sowie Erinnerungen an diese
  • Möglichkeit der Zubuchung von Wahlleistungen
  • Erfassung der Zimmerbelegung
Screenshot digitale Unterlagen

Für Patientinnen und Patienten ergibt sich daraus eine Zeitersparnis sowie ein verbesserter Informationsfluss. Vor allem die Bereitstellung von Informationen zur Behandlung im Vorfeld, unterstützen den Wissenstransfer: Dokumente können ganz in Ruhe gelesen (oder nachgelesen) und verstanden werden. Die Patientinnen und Patienten können Fragen zu Passagen notieren, die sie im Krankenhaus mit dem Case Manager oder dem ärztlichen Fachpersonal besprechen wollen.

Sektorenübergreifenden Versorgung von Patientinnen und Patienten

Das Entlassungsmanagement regelt schließlich, wie es nach der Behandlung im Krankenhaus weitergeht. Vor 20 Jahren werden der Patientin durch ihren Case Manager Herrn Grupe einige Pflege- und Rehabilitationsanbieter genannt oder handschriftlich notiert, bei denen sie selbsttätig Termine anfragen soll. Die Organisation der Versorgung nach der Operation wird auf die Patientin ausgelagert und stellt eine zusätzliche Belastung dar.

Kalender des Patientenportals

Besser haben es die Patientinnen und Patienten heute. Es ist weniger häufig zu befürchten, dass sich Patientinnen und Patienten mit der Nachversorgung alleingelassen und überfordert fühlen. Über das Patientenportal meldet die Case Managerin den Versorgungsbedarf an ein Netzwerk von ambulanten und stationären Pflege- und Rehabilitationsanbietern. Sie erhält eine zeitnahe Rückmeldung zu freien Kapazitäten und kann für ihre Patientinnen und Patienten Behandlungen zur Nachversorgung vereinbaren.

Ausblick: Wie unterstützt das Patientenportal Krankenhäuser in Zukunft?

Mit der Einführung von Patientenportalen schreitet der digitale Reifegrad von Krankenhäusern weiter voran. In Zusammenspiel mit der ePA als zentralen Dreh- und Angelpunkt der Patientenversorgung, etabliert sich das Patientenportal als Fachanwendung für darüber hinaus gehende, weitere Services im Krankenhausalltag und sorgt für eine Entlastung der Pflege, des Sozialdienstes und des ärztlichen Personals auf der einen Seite.

Auf der anderen Seite bieten Patientenportale einen großen Mehrwert für die Patientinnen und Patienten: effiziente Aufklärung, gute Vorbereitung auf Behandlungen, Zeitersparnis, verbesserte Versorgungsqualität, verbesserte Übersicht über Behandlungen und Termine.

Die Einführung eines Patientenportals ist ein wichtiger Digitalisierungsschritt für Krankenhäuser, für den jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist.